Interview Gesang

JunOs – Interview mit Felicitas Jacobsen

Die Leiterin der Jungen Opernsänger*innen erzählt von unserem Gesangsangebot für Kinder und Jugendliche.

Musik mit dem Instrument, das wir alle besitzen: die Stimme!

Was macht das Angebot der JunOs so wichtig/besonders?

Singen im Chor schult Qualitäten wie Zuverlässigkeit, Konzentration, Körperbewusstsein, Teamfähigkeit. Vor allem aber es ist einfach wunderbar, Musik mit dem Instrument zu machen, das wir alle besitzen: unserer Stimme!

Der wesentliche Unterschied bei uns ist die Einbindung in den Theaterbetrieb: Die JunOs singen und spielen regelmäßig auf der Bühne, in Kostüm und Maske und Seite an Seite mit Profis. Nebenbei lernen sie die Arbeit am Theater kennen, besonders auch hinter den Kulissen.


Was macht dir persönlich am meisten Spaß daran? Was sind vielleicht auch Herausforderungen?

Besonders Freude macht mir die musikalische Bandbreite von Musical bis Musikdrama, Stimmen gut auszubilden und zu verfolgen, wie Kinder und Jugendliche an Herausforderungen wachsen (manchmal über sich hinaus), sich entfalten und verändern. Außerdem mag ich die wohlwollende Arbeitsatmosphäre hier am Theater.

Eine Herausforderung ist es, die Bedürfnisse von Chormitgliedern, Eltern und dem Theater in Einklang zu bringen. Und ich muss Wege finden, in Chorproben oft dasselbe zu sagen, aber ohne mich zu wiederholen. Ich verbringe außerdem viel Zeit mit Schreibtischarbeit: Terminplanung, Organisation, Listen – dabei bin ich eigentlich nicht besonders ordentlich …


Wie läuft eine typische Chorprobe bei euch ab?

Zu Beginn gibt es ein Warm-up, um den Körper durchlässig und die Stimme beweglich zu machen. Dazu gehören Atem- und Rhythmusübungen, Vokalisen in allen Registern, Tonleitern, Dreiklänge, mehrstimmige Sequenzen.

Danach proben wir das, was aktuell "dran" ist – entweder die Kinderchorpartie aus einer Oper oder Chorliteratur für konzertante Auftritte. Dabei feilen wir an der musikalischen Präzision, am Ausdruck und am Klang, der beim Chorgesang wie aus einem Guss sein soll. Dieser Teil der Probe ähnelt dem Üben eines Instrumentes, mit dem Unterschied, dass alle gemeinsam das Instrument bilden.

Parallel zur Chorprobe finden Einzel- oder Stimmproben mit meiner Kollegin Anna Janiszewska statt, die mit viel Gespür auch auf individuelle Probleme eingeht. 


Wie sieht die Vorbereitung auf eine konkrete Produktion (wenn die Premiere näher rückt) aus?

Die Chorpartie wird montags in den regelmäßigen Proben einstudiert, möglichst auch schon auswendig. Die JunOs müssen zweimal zur Anprobe in die Schneiderei – ihre Kostüme sollen ja passen. 

In den letzten 6 Wochen vor der Premiere rechnen wir mit 12-15 zusätzlichen Terminen. Dann beginnen die szenischen Proben, zunächst auf einer Probebühne, 2-3x pro Woche. Die musikalische Arbeit wird in zusätzlichen Proben mit dem gesamten Ensemble und dem Orchester intensiviert. 

Etwa 2 Wochen vor der Premiere geht es auf die Bühne! Die sogenannten Endproben – erst mit Klavierbegleitung, dann mit Orchester und schließlich mit Kostüm und Beleuchtung – folgen dicht aufeinander. Auf diese Weise verbringen die JunOs viel Zeit im Theater, gewöhnen sich aber auch an die Routinen: pünktlich eine Stunde vor Vorstellungsbeginn im Haus sein, umkleiden, in die Maske gehen, Einsingen etc. Wenn dann die Vorstellungen laufen, sind diese Abläufe schon gut eingespielt.


Was ist dein schönstes Erlebnis mit den JunOs?

Das schönste Erlebnis in einer Chorprobe ist es, wenn alle aufeinander hören und der Klang zu leuchten beginnt! Und die schönste Produktion: Parsifal, die erste Lichtspieloper, die 2023 in der Rudolf-Oetker-Halle aufgeführt wurde. Weil ich der Musik von Richard Wagner verfallen bin, fühlte ich mich beinahe wie im Himmel …


Was wünschst du dir für die Zukunft der JunOs?

Ich wünsche mir weiterhin gute Musik und tolle Stücke; eine Chorfreizeit in schöner Umgebung wäre toll, und gelegentlich Wochenendproben. Und ich träume von einem eigenen Probenraum.

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